Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

Neulich in Meilen: Gehst du wählen?

Neulich sass ich an der Bar. Roger setzte sich zu mir. Wir stiessen an. «Bald sind Wahlen in Meilen», sagte ich. «Stimmt.» – «Gehst Du wählen?» hakte ich nach.

«Klar.» – «Wen wählst du?» Roger dachte kurz nach. «Wer stellt sich denn zur Verfügung?» – «Naja, ein paar Bisherige. Und ein paar Neue.» – «Nun, die werde ich wahrscheinlich auch wählen.» Das Thema Wahlen in Meilen schien ihn nicht wirklich aus der Reserve zu locken. Ich blieb dran. «Du kannst sie aber nicht alle wählen. Du musst auswählen. Darum heisst es ja ‘Wahl’.» – «Schon klar. Ist aber nicht einfach. Wie weiss man denn, was deren Politik ist?» – «Naja, die meisten kennt man ja.» – «Es gibt aber bestimmt auch solche, die ich nicht kenne. Gibt es da nicht Wahlveranstaltungen?»

Nun schien das Thema doch in Gang zu kommen. «Ja», meinte ich, «die könnte man besuchen. Was wirst Du denn wählen?» – «Du meinst, welche Personen?» – «Nein, ich meine, welche Inhalte willst Du.» Roger sah mich fragend an. «Naja, bist du mehr grün orientiert oder eher sozial? Oder sind dir Schweizer Werte wichtig? Oder denkst du liberal?» Roger überlegte kurz. «Na eben alles ein bisschen. Ich denke, der Mix muss stimmen. Ich finde es wichtig, wenn wir gerne Schweizer sind. Ich verstehe dies aber eher liberal. Und ich finde unbedingt, dass man den sozial Schwachen helfen muss. Und der Umwelt müssen wir Sorge tragen. Ich meine, der Klimawandel macht mir schon Sorgen.» Langsam begann ich mich damit anzufreunden, dass da kein Adrenalin in das Gespräch kommen würde.

«Hauptsache, du gehst wählen», sagte ich daher. «Darfst einfach nicht mehr Namen eintragen als Zeilen vorhanden sind.» – «Schon klar. Ist doch ein Kinderspiel.» – «Und unterschreiben musst die den Stimmrechtsausweis. Unbedingt! Sonst ist dein Zettel ungültig.» – «Bin doch kein Kind mehr.» – «Ich meine ja nur.» Mein Nachbar wechselte das Thema. «Noch ein Bier?» – «Nein danke», sagte ich. Und dann über den Tresen: «Hey Jimmy, ich übernehme die beiden Stangen da.» Ich legte einen Schein hin.

Das war nun ein unaufgeregtes Wahlgespräch, dachte ich. Es gibt sie also noch, die rundum zufriedenen Bürger. Ich werde Roger vielleicht am Montag beim Wahlpodium wiedersehen. Er bedankte sich, indem er sein Glas hob, und ich trat in die Nacht hinaus.

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